Ton als Baumaterial aus der Tongrube

Tonerde ist ein anorganisches Mineral. Zu den sogenannten Tonmineralen gehören überwiegend Schichtsilikate, deren Korngröße kaum größer als zwei Mikrometer ist. In diesem Zusammenhang bestehen die sich schichtartig angeordneten Strukturen überwiegend aus Silizium, Wasserstoff und Sauerstoff. Zudem kann diese Bodenart Metalle wie Aluminium oder Magnesium enthalten. Werden hingegen organische Bestandteile im tonartigen Erdboden nachgewiesen, ist wiederum von Torf die Rede. Der Übergang zwischen verschiedenen Bodenschichten ist demzufolge fließend und wird in der Geologie anhand physikalischer Eigenschaften des Materials sowie deren Zusammensetzung getroffen. Ist Tonerde abbaufähig, werden diese Tagebaue ebenfalls Tonstich beziehungsweise Tongrube genannt.


Als reines Naturprodukt wird die erste Ernte von Ton bereits einige Jahrtausende zurückliegen. Das mit dem Tonstich verwandte Steinzeug ist demzufolge direkt an der kulturellen Entwicklung menschlicher Gesellschaften beteiligt. Gleich anderen keramische Massen, wie Irdengut, Steinzeug, Steingut oder Porzellan lassen sich mit Tonerde geformte und gebrannte Produkte des Alltags herstellen. In diesem Zusammenhang wird ebenfalls zwischen Ton- und Glaskeramik unterschieden. Während Glas und Metall zu den neuzeitlichen Materialien gehören, welche in der Alltagskultur erst spät das Licht dieser Welt erblickten, ist Ton ein Mineral, dessen Beitrag bereits im Altertum nachgewiesen werden kann. Keramische Rohstoffe werden demzufolge in Silikat-Rohstoffe, zu denen Tonminerale und deren Gemische gehören sowie in oxidische und nicht-oxidische Rohstoffe unterteilt. Chemisch betrachtet handelt es sich bei Tonerde um wasserhaltige Alumosilikate, die durch die Verwitterung von Feldspäten und verwandten Mineralien entstehen. Industriell wird zudem zwischen Primärton und Sekundärton unterschieden. Letztgenannte Tonart ist um ein Vielfaches plastischer sowie bunter in seiner Grundstruktur.


In sogenannten Tagebauen, dem Tonstich beziehungsweise der Tongrube, wird das kostbare Gut maschinell gefördert. Die größten Vorkommen befinden sich hier in verschiedenen Ländern Europas beziehungsweise der Europäischen Union. Bereits im Jungpaläolithikum als Töpferware von den Jägern und Sammlern genutzt, wird der Rohstoff aus der Tongrube auch noch heute für selbige Zwecke gebraucht. In diesem Zusammenhang sind die Hauptabnehmer von Tonerde die Bauindustrie und Industrie allgemein, die Medizin sowie Keramik- und Fliesenhersteller. Da der Anteil von Ton in einer Fliese immerhin 25 % bis 65 % des Gesamtvolumens sind, ist hier der größte Anwendungsbereich zu finden. Dabei wird die einzelne Qualität des Bauproduktes durch den Tonlieferanten selbst vorgegeben. Die unterschiedlichen Abbaulager bieten demzufolge Tonerde in unterschiedlicher Qualität. Dies ist umso wichtiger, da Tonerde neben hervorragenden keramischen Eigenschaften ebenfalls als Filter beziehungsweise Ionenaustauscher technisch genutzt wird. Hier dient es zur Reinigung von verunreinigtem Trinkwasser. Des Weiteren besitzen primär eisenhaltige Tonarten eine antibakterielle Wirkung, sodass diese zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden. Ton ist somit eine Heilerde. In diesem Sinne ist der Tonstich nach wie vor ein florierender Tagebau, der seine Hauptabnehmer überall auf der Welt findet.


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